Vorhaben "Gesellschaftlicher Zusammenhalt als Herausforderung der Wissenschafts- und Technologiegestaltung" zum Themenfeld Social Cohesion
Freie Universität Berlin und Technische Universität Berlin
Antragsteller*innen:
- Prof. Dr. Martina Erlemann (Freie Universität Berlin)
- Prof. Dr. Petra Lucht (Technische Universität Berlin)
- Prof. Dr. Stephanie Reich (Freie Universität Berlin)
- Prof. Dr. Claudia Müller-Birn (Freie Universität Berlin)
- Dr.-Ing. Stefan Hillmann (Technische Universität Berlin)
- Prof. Dr. Marianne Maertens (Technische Universität Berlin)
Kooperationspartner*innen:
- Prof. Dr. Heike Wiesner (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin)
- Prof. Dr. Juliane Siegeris (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
- FrauenComputerZentrumBerlin e.V. (Dr. Karin Reichel)
- Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.
Gefördert aus den Mitteln der Berlin University Alliance im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.
Forschungsvorhaben gefördert aus den Mitteln der Berlin University Alliance im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern
Inhalt des Vorhabens
Für die Lösung globaler Herausforderungen muss Wissenschafts- und Technologiegestaltung stärker transdisziplinär ausgerichtet und eine größere Diversität der wissenschaftlichen und technologischen Fachkulturen erreicht werden. In den Debatten, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt zu sichern sei, werden wissenschaftliche und technologische Entwicklungen als mitverantwortlich für zentrale, gesellschaftliche Problemlagen gesehen und gleichzeitig ihr Beitrag zur Analyse und Lösung dieser Problemlagen eingefordert. Transdisziplinarität und Diversität ermöglichen es, gesellschaftliche Herausforderungen stärker mit wissenschaftlich und technologisch definierten Problemstellungen zu verschränken.
Im Zuge derzeitiger gesellschaftlicher Wandlungsprozesse verändern sich Arbeitsverhältnisse, Güter- und Wissensproduktion, aber auch private Lebensführung, Alltagspraktiken und somit gesamtgesellschaftliche Strukturen. Diese Veränderungen werden unter anderem z.B. in Zusammenhang mit Digitaler Transformation und Industrie 4.0. in Verbindung gebracht. So ist die Digitale Transformation nicht nur technologisch zu verstehen, beispielsweise durch den zunehmenden Einsatz von Daten und Algorithmen, sondern sollte gesamtgesellschaftlich bewertet werden, u. a. durch Veränderungen in der Meinungsbildung und Formen der Gemeinschaftsbildung. Partizipative Ansätze, wie Co-Creation in der IT-Gestaltung oder das Werte-orientierte Design haben begonnen, dieser notwendigen integrativen Perspektive Rechnung zu tragen. Ein weiteres Beispiel für partizipative Ansätze in der Wissenschaft, die innovative Perspektiven in Aussicht stellen, sind Formate der Bürgerwissenschaft (Open Science, Citizen Science), bei denen Bürger*innen an wissenschaftlichen Erkenntnisprozessen teilhaben, indem sie sich an der wissenschaftlichen Datenerhebung und -auswertung beteiligen. Bislang ist jedoch noch völlig offen, wie diese transdisziplinären und partizipativen Ansätze in die Breite der Wissenschafts- und Technologielandschaft integrierbar sind.
In den MINT-Fächern, in denen die Grundlagen für technologische Forschung und Entwicklung vermittelt werden, überwiegt der Anteil weißer, hegemonial männlich markierter Personen aus bildungsnahen Schichten. So sind Physik und Informatik typische Studienfächer, die in der Regel in gut dotierte, gesellschaftlich angesehene und einflussreiche berufliche Positionen führen. Sie sind mit großen Entscheidungsbefugnissen und Gestaltungsspielräumen ausgestattet, gerade auch wenn es um die Arbeit an der Lösung globaler Herausforderungen geht. Aus der Fachkulturforschung ist bekannt, dass sich erfolgreiche Karrieren im MINT-Bereich für Frauen*, People of Colour oder Personen aus bildungsfernen sozialen Schichten schwieriger gestalten. Dies ist unter anderem in den herrschenden Fachkulturen begründet (vgl. Baur et al. 2015; Hasse /Trentemöller 2008; Mardsen et al. 2014), also den komplexen Gefügen von Handlungsroutinen, impliziten Regeln und Ritualen, in denen die Zugehörigkeit zu einer wissenschaftlichen Gemeinschaft hergestellt und als selbstverständlich wahrgenommen und erfahren wird. Ziel sollte daher sein, in Wissenschaft und Technik eine stärkere Vielfalt unter den Forschenden im Hinblick auf Geschlechtsidentitäten, diverse Bildungs-, ethnische und kulturelle Hintergründe zu befördern. Erst die Integration dieser heterogenen Personengruppen wird eine stärkere Diversität der Wissenschafts- und Technologiegestaltung u. a. im Hinblick auf sozialen Zusammenhalt ermöglichen. Die Herausforderung besteht darin, durch mehr Diversität in den MINT Fachkulturen einer gesellschaftlichen Spaltung entlang sozialer Schichten, Ethnizität und nationaler Herkunft durch MINT-basierte Anwendungen wie Digitalisisierung, Automatisierung und Technologisierung entgegen zu wirken.
Im Rahmen des Vorhabens wurden mehrere Workshops an der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Berlin organisiert.
Näheres zur Ausschreibung Social Cohesion der Berlin University Alliance finden Sie hier und hier.