Nachruf Prof. Robert Schrader
Der Fachbereich Physik trauert um Prof. Dr. Robert Schrader der am 29.11.2015 an den Folgen einer längeren Krankheit verstarb.
News vom 10.12.2015
Robert Schrader wurde 1939 in Berlin geboren, seine Mutter war Norwegerin, und er lebte nach dem Krieg mehrere Jahre in Norwegen. Sein Physikstudium begann er 1959 in Kiel und wechselte später nach Hamburg, wo er bei Harry Lehmann arbeitete und 1964 Diplom machte. Danach ging er an die ETH Zürich und promovierte dort 1969 bei Klaus Hepp mit einer Arbeit über das Lee-Modell. In den Jahren 1970-72 war er Research Fellow in Harvard bei Arthur Jaffe, arbeitete kurze Zeit auch in Princeton und wurde 1973 an die Freie Universität berufen. Nach über 30 Jahren als Hochschullehrer wurde er hier 2005 pensioniert, war aber auch danach weiter wissenschaftlich aktiv. Seine letzte Arbeit erschien erst vor wenigen Wochen.
Robert Schraders Arbeitsgebiet war Feldtheorie und mathematische Physik. Er wurde berühmt durch eine Arbeit, die er 1972/74 mit Konrad Osterwalder verfasste und bei der es um euklidische Feldtheorien, d.h. solche mit imaginärer Zeit, ging. Ein darin formulierter Satz trägt den Namen “Osterwalder-Schrader-Theorem”. An der Freien Universität arbeitete er an vielen verschiedenen Themen wie Gittergravitation, Ungleichungen für Korrelationsfunktionen, topologischen Quantenfeldtheorien, Eigenschaften von Schrödinger-Operatoren oder Netzwerken von Quantendrähten. Sein Bestreben war stets, physikalisch motivierte Fragestellungen mathematisch exakt zu fassen und zu beantworten.
In seinem Bereich wurde über die ganzen Jahre intensiv an lösbaren Modellen der statistischen Physik gearbeitet. Er hatte Kontakte zu bekannten Vertretern der mathematischen Physik, was immer wieder zu Besuchen führte. Ebenso war er von Anfang an an dem SFB 288 “Differentialgeometrie und Quantenphysik” beteiligt, der von 1992 bis 2003 lief und auch Arbeitsgruppen an Technischen Universität und Humboldt Universität umfasste. Das Auslaufen seiner Arbeitsrichtung an der Freien Universität war eine Enttäuschung für ihn.
In der Lehre hat er regelmäßig den ganzen Kanon der Kursvorlesungen in theoretischer Physik und viele Spezialvorlesungen gehalten. Für die Studenten waren seine Vorlesungen immer sehr anregend, und er erhielt gute Noten bei den Bewertungen. Die Betreuung der Diplomanden und Doktoranden war für ihn sehr wichtig und er war auch erfolgreich dabei, mehrere seiner Schüler erhielten Professuren an Universitäten.
Das Wohl des Fachbereichs lag ihm am Herzen, und er war stets zur Mitarbeit in der akademischen Selbstverwaltung bereit. Über die Jahre fungierte er als Dekan, Prodekan und mehrmals als einer der beiden Vorsitzenden der Promotionskommission. Dabei hat er immer versucht, divergierende Tendenzen und Meinungen durch viele Gespräche zu glätten. Das war Ausdruck seines Harmoniebedürfnisses, was eine Neigung, Dinge pointiert zu formulieren, nicht ausschloss.
Der Fachbereich Physik wird Robert Schrader stets ein ehrendes Angedenken bewahren.
Prof. Dr. Stephanie Reich, Dekanin