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Nachruf zum Tode von Prof. Dr. Dr. h.c. Eckart Matthias

Prof. Dr. Dr. h.c. Eckart Matthias

Prof. Dr. Dr. h.c. Eckart Matthias

Der Fachbereich Physik trauert um den Hochschullehrer, langjährigen Kollegen und Freund Eckart Matthias, der am 24. April 2023 nach längerer Krankheit im 91. Lebensjahr verstorben ist.

News vom 27.04.2023

Prof. Dr. Dr. h.c. Eckart Matthias (30.09.1932 – 24.04.2023)

Eckart Matthias wurde 1932 in Quedlinburg geboren, verließ die DDR kurz nach dem Abitur in Richtung Westen und studierte Physik an der Universität Hamburg bis zum Diplomabschluss am Institut von Walter Jentschke. Zur Promotion wechselte er an das Institut von Kai Siegbahn an der Universität Uppsala, wo er wesentliche theoretische und experimentelle Beiträge zu der damals noch ganz neuen Methode der Gestörten γ-γ Winkelkorrelation (PAC) lieferte. Im Mai 1963 verteidigte er seine Dissertation erfolgreich. In Uppsala lernte er auch seine spätere Frau Barbro kennen, sie heirateten und bekamen noch in Schweden zwei Kinder, Björn und Katharina.

Auf Einladung des Miller-Institute for Basic Research in Science an der UC Berkeley und ausgestattet mit dem hoch angesehenen Miller Fellowship reiste er mit seiner Familie nach Berkeley/CA, um in der Arbeitsgruppe von David A. Shirley am Lawrence Radiation Laboratory (LRL, heute LBNL) zu forschen. Danach blieb er als Senior Researcher am LRL und entwickelte mit dortigen Kollegen die neuen Methoden Kernresonanz bei Gestörter γ-γ Winkelkorrelation (NMR/PAC) und NMR an orientierten Kernen (NMR/ON). Shirley und Mathias organisierten 1967 in Asilomar/CA die erste internationale Tagung über Hyperfeinwechselwirkungen, eine Tagungsreihe, die bis heute fortbesteht.

Nachdem Eckart Matthias 1966 von der Freien Universität Berlin das Angebot einer o. Professur als Nachfolger des Gründungsprofessors der dortigen Physik, Hans Lassen, erhalten hatte, verbrachte er das akademische Jahr 1967/68 am neuen Institut von Rudolf Mößbauer an der Technischen Hochschule München (jetzt TUM), um eine Habilitation zu erlangen, damals eine Voraussetzung für einen Ruf auf ein Ordinariat. Im April 1969 nahm er dann den Ruf als Direktor des damaligen 1. Physikalischen Instituts an der Freien Universität Berlin an. Seine Familie hatte sich in Berkeley schon mit der Geburt der Tochter Karin vergrößert, und erneut in Berlin 1970 durch die jüngste Tochter Andrea.

Die ersten Jahre an der Freien Universität waren schwierig, weil das Institut nach drei Jahren ohne Leitung ziemlich verwaist war, und sich die Universität insgesamt aufgrund von Studentenunruhen und Modernisierungsbestrebungen in einem Umbruch befand. In Kooperation mit dem bereits 1968 berufenen Stefan Hüfner (Direktor des neuen IV. Physikalischen Instituts) und dem 1971 berufenen Karl-Heinz Bennemann (Direktor des neuen Instituts für Theorie der kondensierten Materie) gelang es, den heutigen Fachbereich Physik aufzubauen, der nach dem Berliner Hochschulgesetz vom Juni 1970 organisiert wurde. Auch der erste Umbau der Freien Universität als Ganzes wurde im März 1972 abgeschlossen. In den folgenden Jahren diente Matthias insgesamt 9 Semester lang als Fachbereichssprecher/Dekan und war maßgeblich an der Gründung mehrerer DFG Sonderforschungsbereiche am Fachbereich Physik beteiligt, angefangen mit dem SFB-161 (Hyperfeinwechselwirkungen, 1972-86).

Ab Mitte der 1970-er Jahre änderte Eckart Matthias sein Forschungsgebiet von Hyperfeinwechselwirkungen zu Wechselwirkung Licht-Materie im weiteren Sinne. Es begann mit Anwendungen von Synchrotronstrahlung und erweiterte sich alsbald auf Anwendungen von Laserspektroskopien auf Studien von Rydbergatomen, Mehrquanten-Übergängen, Laser-Oberflächen-Wechselwirkungen, Erzeugung zweiter Harmonischer (SHG) an Oberflächen, Magnetismus, ultraschnelle Elektronen- und Spindynamik, sowie thermische Dynamik. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2000 leitete er eine sehr aktive Forschergruppe, die internationale Anerkennung fand und zahlreiche Diplomanden und Doktoranden ausbildete. Er hat den Fachbereich insgesamt sowie die Karrieren etlicher junger Wissenschaftler auf sehr positive Weise beeinflusst. Die Mitglieder des Fachbereichs Physik sind ihm für seinen Einsatz, seine Freundschaft und Hilfsbereitschaft zu großem Dank verpflichtet.

Berlin, 28. April 2023   William Brewer, Helmut Gabriel, Günter Kaindl, Ludger Wöste

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