„Physik aus Berlin“ - Das erste MINT EC Camp an der Freien Universität Berlin
In Kooperation mit dem nationalen Excellence-Schulnetzwerks MINT-EC e.V. richtete der Fachbereich Physik ein fünftätiges Camp für physikinteressierte Jugendliche vom 22. bis zum 26. Mai 2023 aus. Zwanzig Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und dem Ausland erlebten ein abwechslungsreiches Programm mit Physik-Workshops, Führungen und regem Austausch mit Physikforschenden.
News vom 31.05.2023
Was sie alle vereint, ist das Interesse an Naturwissenschaften und der Physik: 10 Schülerinnen und 10 Schüler aus den MINT-EC-Schulen reisten Ende Mai 2023 in die deutsche Hauptstadt, um in die Welt der Physik einzutauchen.
Alle Camp-Gäste waren Abiturientinnen und Abiturienten im Alter von 16 bis 18 Jahren. Sie wurden aus rund 100 Camp-Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt. Viele von ihnen sind Talente, die auch schon durch Preise wie zum Beispiel „Jugend forscht“ ausgezeichnet wurden.
Fünf Tage voller Eindrücke aus Berliner Wissenschaft
Vom Montag bis Freitag gingen die Camp-Teilnehmenden auf eine spannende Reise durch die Berliner Physik. Bei dieser durchliefen sie mehrere Workshops und blickten nicht nur in die Labore am Fachbereich Physik und Partnereinrichtungen hinein, sondern setzten sich mit der Geschichte der Berliner Physik auseinander und schöpften Inspiration für die Zukunft.
Die Camp-Teilnehmerin Elena Albornoz aus Ecuador kommentiert: „Im MINT EC Camp hatte ich die Möglichkeit, den Fachbereich Physik und die Professoren, Mitarbeiter und Studenten der Freien Universität Berlin kennenzulernen. Ich habe auch viele neue Sachen gelernt. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass es möglich ist, ein optisches Mikrofon zu bauen. Auch kannte ich die verschiedenen Arten von Spektroskopien nicht.“
Hands-On-Workshops
Aufgeteilt in Gruppen absolvierten die Schülerinnen und Schüler mehrere Workshops aus den Themenbereichen Biophysik, Ultrakurzzeitphysik und theoretische Physik.
Im Workshop "Ein optisches Mikrophon: Lauschangriff mit Laser" erklärte Professor Dr. Tobias Kampfrath, wie leistungsstark und sensibel die Lasertechnik ist und wie sie für verschiedenartige Analysen – nicht nur in der Forschung - eingesetzt wird.
Der Workshop „Bewegung und Zufall“ (AG Netz, Henrik Kiefer, Anton Klimek) nahm die Teilnehmenden in die Welt der statistischen Physik und biologischer Soft-Matter-Systeme mit. Er zeigte, dass viele Prozesse und Strukturen in unserem Leben mit allgemeinen Physik-Formeln beschrieben werden können: von der Bewegung von Elektronen über Bewegung von Krebszellen bis hin zu Bewegung von Wertpapierkursen an der Börse.
Wie die Physikforschung zur Entwicklung nachhaltiger Technologien beiträgt, wurde im Workshop „Elektrochemische Energieumwandlung für Grünen Wasserstoff“ (AG Dau; Dr. Stefan Mebs) deutlich. Die Teilnehmenden lernten über Elektrodenfilme, welche in Laboren angefertigt werden und die Spaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff ermöglichen.
Immer wieder ging es in den Workshops um die experimentelle Methode der Spektroskopie. Mit dieser können zum Beispiel Aminosäuren, sprich die Bausteine des Lebens, im Weltall identifiziert werden oder auch Atemgasmessungen vorgenommen werden, um beispielsweise nicht-invasive medizinische Analysen möglich zu machen. Wie funktioniert die Spektroskopie? Wie wird sie an der Freien Universität Berlin in der Forschung eingesetzt? Die Workshops „Aminosäuren, Weltall und Infrarotspektroskopie“ (AG Elsäßer; Florence Hofmann und Janina Drauschke) und „Spektrum, Spektroskopie und Biophysik“ (AG Heyne, Gerome Weiland) lieferten die Antworten auf diese Fragen.
„Mir hat das MINT-Camp vor allem damit imponiert, dass für mich bereits erlangtes schulisches Wissen mit einer praktischen Anwendung zusammengebracht wurde. Das war zum Beispiel bei dem Workshop zum Lauschangriff mit dem Laser sehr eindrucksvoll und obendrein interaktiv gestaltet. Dazu konnte ich über Spektroskopie und Infrarotspektroskopie neues Wissen erlangen, da mir vorher nur das vage Prinzip bekannt war“, berichtet Valerie Zieler aus Hessen.
Führungen boten authentische Einblicke in die Physikforschung
Um in den „Clean Room“ im brandneuen Forschungsgebäude SupraFAB zu gelangen, schlüpften die Schülerinnen und Schüler zunächst in die Schutzkleidung. Daraufhin zeigte Dr. Bianca Höfer ihnen die hoch modernen Mikroskope und die Glove-Boxen und erklärte ihnen, wie hier zweidimensionale Materialien hergestellt und auf ihre Eigenschaften getestet werden.
Bei der Laborführung in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Paul Fumagalli konnten sich die Teilnehmenden eine Ultrahochvakuumkammer, ein MOKE-Spektrometer sowie das AHE-Magnetometer anschauen. Frowin Dörr erläuterte, wie diese Technik zur Erforschung von magnetischen Eigenschaften von Materialien eingesetzt wird und warum diese Forschung für die Entwicklung neuartiger Speichermedien wichtig ist.
Ein weiteres Programm-Highlight war der Besuch der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Klaus Lips im Helmholtz-Zentrum Berlin und die Besichtigung von BESSY II, der Synchrotronstrahlungsquelle in Adlershof. Diese Forschungseinrichtung wird jährlich von rund drei Tausenden Physikerinnen und Physikern genutzt, um neue Entwicklungen in der Energie-Material-Forschung für die Energieumwandlung, -speicherung und effiziente Energienutzung hervorzubringen.
Kritische Themen als Programmpunkt
Auch kritische Themen durften im Programm nicht fehlen:
Die historische Tour „100 Jahre Wissenschaft im deutschen Oxford“ würdigte nicht nur die wissenschaftliche Leistung von großen Namen wie Albert Einstein, Lise Meitner, Otto Hahn, Fritz Haber und anderen, die in Berlin-Dahlem geforscht hatten, sondern richtete auch den Blick auf ihre Lebensgeschichten und ihre Rolle im Kriegsgeschehen des 20. Jahrhunderts.
Dr. Tanja Kubes ging im Workshop „Frauen in der Physik“ (AG Erlemann) mit den Teilnehmenden in einen kritischen Austausch darüber, warum Frauen in den naturwissenschaftlichen Berufen bis heute noch unterrepräsentiert sind.
Dr. Britta Anstötz richtete die Aufmerksamkeit von Abiturientinnen und Abiturienten auf das Thema „Gute wissenschaftliche Praxis“ und brachte ihnen praktische Regeln bei, die sie im Endspurt in der Schule und im Studium darauf anwenden können.
Ein Camp, das MINT- und Physik-Begeisterte zusammenbringt
Neben den vielfältigen Programmpunkten hatten die Schülerinnen und Schüler ausreichend Freizeit, um Berlin und auch sich gegenseitig kennenzulernen. Übernachtet wurde in einer Jugendherberge in Berlin-Lichterfelde, gemeinsame Essen gab es in der Mensa auf dem Campus der Freien Universität Berlin oder mal im Imbiss unterwegs.
Zwei Betreuende vom MINT EC e. V. kümmerten sich liebevoll um die Camp-Gruppe und sorgten mit Teambuilding-Aktivitäten dafür, dass neue Freundschaften auch in der Zeit nach dem Camp bestehen bleiben.
Besonders wertvoll war der direkte Austausch zwischen den Camp-Gästen und den Angehörigen der Freien Universität Berlin - ihren Studierenden und Lehrenden. Der ungezwungene Austausch bot den Schülerinnen und Schülern authentische Einblicke in den Universitätsalltag, das Physikstudium und die Physikforschung.
Valerie Zieler aus Hessen resümiert: „Das gesamte Camp hat noch einmal aufgezeigt, dass noch lange nicht alles erforscht ist und mich in meiner Neugierde sowie Neigung zum Physikstudium bestärkt“.
Wir danke allen Teilnehmenden, den MINT-EC-Koordinatoren und allen Angehörigen des Fachbereichs Physik und der Freien Universität Berlin für das gelungene erste MINT EC Camp!
Weitere Eindrücke vom Camp im Blog-Beitrag im campus.lebenSchlagwörter
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