Nanoforschung in Dahlem: Forschungsbau SupraFAB eröffnet
Ein neuer Forschungsbau „Supramolekulare funktionale Architekturen an Biogrenzflächen“ – kurz: SupraFAB – wurde am 30. Mai 2022 auf dem Dahlemer Campus der Freien Universität Berlin feierlich eröffnet. Mehrere Physik-Gruppen – AG Reich, AG Franke, AG Bolotin, AG Heberle und die Nachwuchsgruppe Kozuch – werden in den nächsten Monaten in den hochmodernen Neubau in der Altensteinstraße 23a einziehen.
News vom 07.06.2022
Im SupraFAB werden Forschende aus der Biologie, Chemie und Physik interdisziplinär arbeiten. Sie werden die Eigenschaften und Funktionsmechanismen von metastabilen supramolekularen Strukturen an Biogrenzflächen untersuchen, etwa auf den Gebieten der neuronalen Signalübertragung von Nervenzellen sowie der Interaktion komplexer supramolekularer Proteinstrukturen auf Zelloberflächen mit Pathogenen.
Neue fundamentale Erkenntnisse über komplexe supramolekularen Architekturen in biologischen Grenzflächen sind in der Gesundheitsforschung, speziell bei der Entwicklung von neuartigen Medikamenten wichtig. So könnten zum Beispiel neue Forschungsergebnisse über viskose biosupramolekulare Verbindungen an Grenzschichten in der Lunge helfen, uns gegen Viren oder Bakterien zu wappnen.
Die SupraFAB-Labore werden durch verschiedene Arbeitsgruppen aus der Physik, Biologie und Chemie gemeinsam genutzt. Hier werden in gemeinsamen Projekten neue nanoanalytische Werkzeuge und hochauflösende Verfahren entwickelt, mit denen Strukturen und supramolekularen Wechselwirkungen an Grenzflächen abgebildet und analysiert werden können. Durch die Kombination zeitaufgelöster mikroskopischer und spektroskopischer Methoden sollen neuartige Möglichkeiten zur Aufklärung kinetischer Prozesse von supramolekularen Architekturen an Grenzflächen geschaffen werden.
Das Gebäude ist nachhaltig und technisch anspruchsvoll konzipiert und wurde zwischen 2016 und 2022 aus den Mitteln des Bund-Länder-Programms der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) für Forschungsneubauten und Großgeräte errichtet. Das SupraFAB bietet rund 120 Forschenden Platz zum Arbeiten und besticht durch ein transparentes und produktives Ambiente. Zahlreiche flexible Kommunikationsflächen laden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum intensiven wissenschaftlichen Austausch und Diskussionen ein.
Der Neubau steht auf einer schwingungsarmen, einen Meter dicken Bodenplatte. Ein 40 Tonnen schweres Sonderfundament auf Luftfedern bewirkt eine noch weitergehende Schwingungsentkopplung für das Forschungsgroßgerät LT-STM-AFM mit Laserkopplung. Weitere Forschungsgroßgeräte, mit denen das SupraFAB bereits ausgestattet ist, sind superauflösende optische Mikroskope (beispielsweise ein sogenanntes STED), ortsaufgelöste Infrarotspektrometer (sSNOM) und eines von deutschlandweit wenigen „near ambient pressure“-Röntgenphotoelektronenspektrometer (NAP-XPS) für die Untersuchung von biomolekularen Strukturen nahe Normaldruck. In Kürze wird den Forschenden hier auch ein 300-Kilovolt-Kryo-Transmissions-Elektronenmikroskop zur Verfügung stehen, mit dem atomaraufgelöste Strukturen eingefroren in wässriger Umgebung untersucht werden können.
Der Sprecher der Einrichtung, der Chemiker Prof. Dr. Rainer Haag, unterstreicht: „In SupraFAB möchten wir leben, was uns wissenschaftlich seit Langem verbindet: In vier Sonderforschungsbereichen, einem Graduiertenkolleg und der Focus Area Nanoscale arbeiten wir in Biologie, Chemie und Physik intensiv zusammen und vernetzen uns mit weiteren Disziplinen. Mit SupraFAB haben wir jetzt eine optimale Forschungsumgebung bekommen, um große Herausforderungen von supramolekularen Architekturen an Biogrenzflächen zu knacken und neue Ideen zu schmieden.“
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